Gala-Sitzung der Stadtgarde Oecher Penn im Eurogress: 1400 lassen keinen Sitz mehr frei. Größter Karnevalsverein der Stadt feiert sich und den Karneval.

Aachen. Natürlich hatte sich die Penn an diesem Abend wieder bewaffnet. Und nicht nur die. Selbst der designierte Pegasus-Ordensträger Robert Moonen (siehe Infobox) gab zu: „Als man mir den Orden antrug, habe ich mir erstmal eine riesige Wasserpistole gekauft.“ Bütten- und Bauchredner Fred van Halen ließ sich von seinem Vogel Aki auf der Bühne sagen: „Wenn Du hier ein Gewehr trägst, wirst Du verhaftet.“ Und Penn-Kommandant Jürgen Brammertz erklärte den Ehrengästen beim Empfang vor der Gala-Sitzung in Reimform: „Manchmal zeigen wir auch stolz unser Gewehr.“

Ja, die „Gewehr-Affäre“ war bei den 1400 Gästen im ausverkauften Eurogress am Samstagabend in aller Munde, nachdem vor zwei Wochen Polizisten einem uniformierten Penn-Soldaten in der Aachener Innenstadt sein Holz-Gewehr abgenommen hatten, weil er die „Anscheinswaffe“ nicht in einem geschlossenen Koffer getragen hatte. Die Truppe schüttelt mitunter immer noch den Kopf über diese Aktion, die bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte. „Was macht wohl mehr Anschein?“, fragte ein Gardist etwa im Gespräch an der Theke rhetorisch: „Ein Penn-Soldat in Uniform mit Holzgewehr, in dessen Lauf Blumen stecken? Oder ein Penn-Soldat mit Gewehrkoffer?“

BESTER WERBEGAG
Penn-Kommandant Jürgen Brammertz kann darüber inzwischen wieder lachen und räumte nach mehr als vierstündiger Gala-Sitzung ein, dass man sich einen besseren Werbegag im Jahr des 160-jährigen Bestehens nicht hätte wünschen können. „Ich werde überall darauf angesprochen“, erzählte Brammertz, selbst der Präsident des Bundes Deutscher Karneval, Klaus-Ludwig Fess, habe sich bei ihm danach erkundigt.

Dabei hätte die ruhmreiche Stadtgarde von 1857 als ältester und mit fast 700 Mitgliedern auch größter Karnevalsverein der Stadt diese Werbung kaum nötig gehabt. Gilt sie zumindest in Aachen und Umgebung doch ohnehin als sehr aktive Truppe, die Wert auf traditionellen Karneval legt, wie das von Vize-Kommandant Georg Cosler zusammengestellte Programm der Gala-Sitzung wieder einmal bewies. Hier finden Büttenredner wie Fred van Halen oder die politischen Lieder des Zweijestirns, Carsten Forg und Roland Jansen, noch ein Publikum, das ihnen zuhören möchte. Und das selbst um 23 Uhr, wovon Lokalmatador Jürgen B. Hausmann profitierte, obwohl dieser mit sichtlich Spaß auf der Bühne zugab: „Ihr seid ein intelligentes Publikum, für meine Rede wären Dööfere besser.“ Er wurde erst nach einer Zugabe von der Bühne gelassen. Ebenso wie die spektakuläre Tanztruppe der Westerwaldsterne, die wie der Auftritt der rot-weißen Funken aus Köln und natürlich die Penn selbst mit ihrem Marketender-Tanzpaar Angelina Schneider und Frank Radermacher und wie immer toller Penn-Show ebenfalls für den traditionellen Karneval stehen.

Doch etwas Party gab es auch bei der Oecher Penn. Dafür sorgten neben den 4 Amigos vor allem Prinz Thomas III. (Jäschke) bei seinem Heimspiel. Der Aachener Stadtprinz hat sich gemeinsam mit seinem Hofstaat – allesamt Penn-Soldaten – in seiner erst dreiwöchigen Regentschaft bereits einen Namen als Entertainer gemacht, der die Aachener Säle rockt, wie man es bislang nur von den Amigos kannte. „Wo habt ihr den bislang versteckt?“, fragte der Kommandant der Prinzengarde, Dirk Trampen, seinen Penn-Kollegen Brammertz. Der sprach anschließend von einer schwierigen aber richtigen Entscheidung, Jäschke und seine Truppe für diese Session vom Penn-Dienst zu beurlauben, denn: „Er hat sich mit seinen Jungs zu einem Aushängeschild für den Karneval aber auch für die Penn gemausert.“ Thomas III., der sich selbst bei einer Körpergröße von 1,70 Meter der „klenge Prenz“ nennt, wurde von der Stadtgarde in der Sänfte des Märchenprinzen in den Europasaal getragen. „Das war der Einmarsch, den ich mir immer gewünscht habe“, sagte er sichtlich gerührt auf der Bühne.

„Wir greifen halt jeden Herzenswunsch auf“, antwortete Jürgen Brammertz, der ankündigte Jäschkes Talent ab der kommenden Session wieder für die Penn nutzen zu wollen. „Da stehen ihm alle Wege offen.“