Anlässlich der 30-jährigen Partnerschaft zwischen Aachen und Naumburg besuchte eine Delegation die Stadt an der Saale. Auch die Oecher Penn zog durch die Straßen. Neue Kontakte verabredet.

Von Nina Krüsmann

AACHEN/NAUMBURG Spätestens wenn im Reisebus das Kirschfestlied geübt wird, dann wissen die Mitreisenden, dass Naumburg nicht mehr weit ist. Mehr als acht Stunden Fahrt braucht es von Aachen bis in die ostdeutsche Partnerstadt an der Saale. Die Stadt ist landschaftlich reizvoll gelegen im Süden von Sachsen-Anhalt. Seit 1988 verbindet beide Städte eine innige, herzliche Freundschaft.

Im Jahr des 30. Bestehens der Verbindung reiste das Partnerschaftskomitee Aachen-Naumburg nun mit 55 Bürgern und 120 Pennsoldaten zum Hussiten-Kirschfest, dem größten Volksfest der Region. Fröhlich stimmte die Vorsitzende Stefanie Luczak das Kirschfestlied an, und schnell fielen alle mit ein.

Nach ihrer Ankunft im Stammhotel Kaiserhof am Bahnhof wurden die Aachener von Oberbürgermeister Bernward Küper in der Rathausdiele empfangen. „Wir freuen uns über die herzliche Verbindung zur westlichsten Großstadt Deutschlands. Wir würden uns wünschen, noch mehr Menschen für diesen Austausch zu begeistern, auch jüngere Leute“, meinte Küper. Etwa zwischen dem Naumburger Internatsgymnasium Landesschule Pforta und der RWTH Aachen wolle man Begegnungen fördern.

Der Anreisetag endete beim geselligen Beisammensein im Weindorf. In der Gruppe dabei waren auch der langjährige Vorsitzende Rolf Igel mit Frau Brigitte sowie Peter Küppers mit Frau Tanja von der Städtepartnerschaft Aachen-Kostroma, die sich überall rege austauschten.

„Wie Rosenmontag“

Am frühen Samstagmorgen weckte die Stadtgarde Oecher Penn dann die Naumburger und ihre Besucher. Zum Start in den wohl größten Feiertag des Jahres spielten die Aachener Karnevalisten ein Platzkonzert auf der Marktbühne. „Für uns Naumburger ist heute ein Tag wie in Aachen der Rosenmontag“, lachte Claudia Frantz. Sie ist gebürtige Naumburgerin und lebt mittlerweile in Aachen. An so einem Tag schlägt ihr Herz im Doppeltakt.

Vor dem Rathaus erlebten die Aachener Gäste den großen Festumzug durch die Naumburger Altstadt. Neben Stefanie Luczak und ihrem Mann Jochen ging auch Vorstandsmitglied Hans Creuels im historischen Gewand mit.

Das Hussiten-Kirschfest hat eine lange Tradition. Bereits im 16. Jahrhundert finden sich in alten Ratsrechnungen Ausgaben für ein entsprechendes Volksfest für Kinder. Seit dem 17. Jahrhundert bringt man das Fest mit der sagenhaften Belagerung Naumburgs durch die Hussiten im Jahre 1432 in Verbindung.

Die Schlüsselszene, die von Laiendarstellern auf dem Marktplatz aufgeführt wurde, zeigte einen Lehrer mit in weißen Büßerhemdchen gekleideten Kindern. Vor den Toren der belagerten Stadt waren es damals die Kinder, die beim Hussiten-Feldherrn Prokop um Gnade flehten. Dieser erhörte das Gesuch und schenkte den Kindern sogar Kirschen.

„Diese Sage bildet heute den traditionellen Kern des Volksfestes, und ich würde dies gerne als Anregung mit nach Hause nehmen, friedliche Lösungen zu finden und die Kinder als Vorbild zu nehmen“, betonte die Aachener Bürgermeisterin Hilde Scheidt, die der Partnerschaft seit Jahren verbunden ist. Viele Ideen bringt sie mit nach Hause, unter anderem soll ein kultureller Kontakt zwischen den Theatern und Puppenbühnen beider Städte vorangebracht werden.

Bild Nummer 22 von mehr als 30 Gruppen im Festumzug war die
Oecher Penn. Sie bot mit dem Musikzug ein prächtiges Bild. Ihren neuen Kommandanten Georg Cosler und sogar die Kanone hatten sie mitgebracht. Und der Ex-Kommandant Jürgen Brammertz wurde zwischen den Rekruten gesichtet.

Der Festumzug stellt Aspekte des Naumburger Lebens in Historie und Gegenwart dar, natürlich auch den Dom St. Peter und Paul, welcher der ganze Stolz der Naumburger ist. Das Wahrzeichen der Region stammt zum größten Teil aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts – und ist seit diesem Jahr Unesco-Weltkulturerbe.

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