Gelungener Einstand des neuen Kommandanten Georg Cosler. Drei Redner in Galaform. Jürgen B. Hausmann brillant.

Von Robert Esser

Aachen Ein Raunen rauscht durch den Saal, als Kommandant Georg Cosler – der neue Mann an der Spitze der Oecher Penn – im ausverkauften Eurogress Jürgen B. Hausmann alias Jürgen Beckers ankündigt. Konzentration. Mucksmäuschenstill lauscht der Saal dem köstlichen Komödianten – und immer wieder schallt lautes Gelächter durch die Halle. 1398 Menschen, ausnahmslos in schicker Abendgarderobe, erleben bei der großen Gala-Sitzung der Penn-Familie gut vier Stunden lang klassischen Sitzungskarneval. Während andere Karnevalsvereine die Gattung der Büttenredner komplett zugunsten schriller Partymusik aus ihren Programmen streichen, setzt die Penn hier bewusst ihren Schwerpunkt.

Gleich drei Redner stehen im Rampenlicht. Fast eine halbe Stunde brilliert der Star des Abends, Jürgen B. Hausmann, mit einem erzählerischen Potpourri: Familie, britisches Königshaus, Schützenkönige. Alles kriegt sein Fett weg. Weil der präzise Beobachter seinen pointierten Witz aus Details nährt – so kann man minutenlang über dritten Zähne fabulieren. Oder über CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer „mit der Ausstrahlung einer Frau, die in Richterich die Kirchenzeitung austeilt“. Stand-up-Comedy in Perfektion beherrscht Joachim Jung in der Paraderolle des „kunterbunten Knallbonbons“ Lieselotte Lotterlappen. Sie/er spielt spontan mit dem Publikum, den Gardisten auf der Bühne – immer haarscharf an der Grenze zur Zote, eine geniale Gratwanderung, die Spaß macht. Als Eisbrecher tritt Peter Kolb als „Ne komische Hellije“ am frühen Abend an.

Ebenfalls gesetzt: die Penn-Show. Gardisten singen und tanzen in dem eigens kreierten Programmblock knapp zehn Minuten lang eine Zeitreise von 1857, dem Gründungsjahr von Aachens ältestem und mit über 700 Mitgliedern größtem Karnevalsverein, bis heute. Apropos Marketender-Paar: Sein Debüt feiert Eigengewächs Christian Rademacher an der Seite von Angelina Schneider. Rademacher wechselte von der Penn-Trommel in die Tanzstiefel des Marketender-Paars – absolut sehenswert. In der Gegenwart tänzerisch buchstäblich auf allerhöchstem Niveau räumen die Westerwaldsterne ab. Pure Artistik, dankenswerterweise ohne Perücken, erntet besonders viel Applaus. Begleitet werden die herausragenden Sportlerinnen live von der Heinz-Hilgers-Combo. Das hat Seltenheitswert. Playback – aber mit Stimmungsgarantie – liefern Prinz Tom I. und sein Hofstaat bis zum Sessionshit „Party ohne Ende!“. Die Kolibris vertrauen als Programmband auf kölsche Evergreens wie „Schau mir in die Augen“, „Op dem Maat“ und „Denn wenn et Trömmelche jeiht“. Lauter mitgesungen wird zum Finale nur bei den 4 Amigos – Heimspiel mit Volltreffern. Als Gäste empfangen die Penn-Soldaten in einer zum Verwechseln ähnlichen Uniform eine große Abordnung des Bonner Stadtsoldaten Corps, wobei besonders ein Fahmenmajor mit der Körperlänge von 2,22 Meter heraussticht.

Was bleibt? Cosler, der als General angenehm zurückhaltend, fast schon bescheiden moderiert. Sowie die Gewissheit, dass die Oecher Penn den klassischen Karneval treu am lustigen Leben hält. Und dies bei Dutzenden eigenen Veranstaltungen (Infos unter www.oecherpenn.de) – übrigens im Penn-Zelt sehr konzentriert auch mit rauschenden Partys ohne Flüsterton.